Auszug:
1
Sie waren
zu weit entfernt, um etwas verstehen zu können. Auch die Sicht war
eingeschränkt. Die beiden am Boden sahen nichts als die schwarzen
Stämme in der Finsternis, und ihre drei Kameraden im Baum kletterten
immer höher, um mehr zu erkennen als nur die Lichter entlang dem hohen
Firmenzaun. Ein morscher Ast brach unter den Füßen des Anführers.
In der Stille der Nacht krachte es wie ein Schuß, und alle erstarrten.
Der Anführer klammerte sich an den kalten, feuchten Stamm. Die beiden
anderen schlossen zu ihm auf. Er signalisierte ihnen, daß er keine
Hilfe brauche, gab dem einen das Nachtglas und nickte ihm aufmunternd
zu.
Er mochte
sich nicht anmerken lassen, daß ihm die Höhe etwas ausmachte. In seiner
Ausbildung hatte er am Seil oder mit Haken wesentlich größere Höhen
überwunden, und das Fallschirmspringen gehörte zwar nicht zu seinen
Leidenschaften, machte ihm aber nichts aus. Jedoch stammte er aus
einem Land, in dem Bäume selten waren; ihr Erklettern gehörte nicht
zu den verbreiteten kindlichen Vergnügungen, und beim Training hatte
man es schlicht vergessen.
Falls es
den beiden anderen ähnlich ging, ließen sie es sich nicht anmerken.
Der mit dem Fernglas suchte sich drei Meter über seinem Anführer eine
bequeme Position und führte das Glas an die Augen. Die vergilbten
Blätter der umstehenden Bäume versperrten ihm noch immer die Sicht.
Über ihm wurden die Äste immer dünner, doch die Pflicht erforderte
den vollen Einsatz, also gab er den sicheren Sitz auf und stieg noch
höher. Die Beine zitterten, oder waren es die Äste? Den Boden konnte
er längst nicht mehr erkennen, doch dafür sah er, als er das Glas
an die Augen führte, endlich das umzäunte Gelände vor sich.
Der Zaun
war nicht deshalb so hoch, weil er Interessantes verbergen sollte;
an den meisten Stellen konnte man ohnehin ungehindert durch die Maschen
blicken. Da gab es nur einen großen, asphaltierter Platz mit zwei
flachen Gebäuden, einigen Containern, einem Kran und etlichen geparkten
Fahrzeugen. Dahinter ein Berg mit einem Stahltor, das offen stand.
Aus dem Tor schimmerte Licht. Menschen waren nicht zu sehen, abgesehen
von einem Mann, der rauchend neben einem LKW auf und ab lief, vermutlich
dem Kraftfahrer, der auf seine Ladung wartete. Ein friedliches, ein
normales Bild, abgesehen von der Uhrzeit. Es war Mitternacht, und
es gab keinen vernünftigen Grund, weshalb ausgerechnet jetzt legale
Fracht verladen werden sollte.
"Es
scheint zu stimmen", flüsterte der Mann mit dem Glas seinem
Kameraden zu, der dicht unter ihm kauerte und wesentlich weniger sah.
Der gab die Nachricht weiter.
"Scheint?"
fragte der Anführer zurück. "Drückt euch präziser aus!"
Auch er flüsterte, obwohl mit Sicherheit niemand in der Nähe war,
der sie hätte hören können.
Es verging
fast eine halbe Stunde, bis die Männer auf dem Baum endlich zu sehen
bekamen, worauf sie gewartet hatten. Sie fröstelten im eisigen Nieselregen
und konnten sich, im Unterschied zu den beiden auf dem Boden, nicht
mal durch Bewegung warmhalten. Doch auch die beiden Kletterer, die
wenig bis nichts sahen, harrten auf dem Baum aus. Der Mann, der den
kleinen Trupp anführte, streichelte den Griff seiner Pistole im Achselhalfter.
Die Aktion würde ein rauschender Erfolg werden, nicht nur sein persönlicher,
sondern einer der größten in der Geschichte seines Landes. Er war
berufen und auserwählt, ein Held zu werden.
Der Mann
mit dem Nachtglas schilderte, was er sah. Aus dem Berg kam ein flacher
Transporter, der einen großen Container geladen hatte. Nebenher liefen
vier Männer. Einer bestieg den Kran, die anderen machten sich an Ketten
oder Trossen zu schaffen; so genau war das auch mit dem starken Glas
aus fast einem Kilometer Entfernung nicht zu erkennen. Der immer noch
oder schon wieder rauchende Fahrer gesellte sich zu ihnen, half ihnen.
Der Mann
mit dem Glas war der einzige aus der Gruppe, der fließend deutsch
sprechen konnte, und zu seiner Ausbildung hatte auch gehört, daß er
lernte, von den Lippen zu lesen, aber das funktionierte nicht bei
dieser Entfernung und Beleuchtung. Und hätte er es verstanden, wäre
er enttäuscht gewesen. Die Männer auf dem umzäunten Gelände besprachen
nur das Notwendigste " faß mal mit zu, halt mal, jetzt lösen.
Alles klar. Was man eben sagt, wenn man einen Container auf einen
Lastkraftwagen lädt.
"Dann
kann ich jetzt los", sagte der Fahrer, nachdem er sich vom korrekten
Sitz seiner Fracht überzeugt hatte.
"Wir
halten den Zeitplan ein", widersprach Einhard, der die Aktion
beaufsichtigte.
"Es
ist kalt." Demonstrativ klappte der Fahrer das Revers seiner
Lederjacke zu. "Ob ich jetzt fahre oder in zwanzig Minuten,
das ist doch egal!"
"Mir
ist es egal, und dir auch", Einhard kehrte den Kumpel heraus,
"aber sie haben uns ihren Aufpasser geschickt." Er deutete
über seine Schulter.
"Der
sitzt im Warmen", murrte Trautmann, der Fahrer.
"Geh
doch auch rein. Trink noch einen Kaffee."
"Warum
nicht gleich so?"
Trautmann
und die Verladearbeiter schlenderten in den nächstgelegenen Flachbau.
Einhard betrat das andere, etwas größere Gebäude und ging in sein
Büro, ein recht geräumiges Etablissement mit ovalem Konferenztisch,
Schreibtisch und etlichen lederbezogenen Stühlen. Am Fenster stand
ein massiger Mann und schaute auf den Hof. Langsam wandte er sich
um.
"Noch
eine Viertelstunde", sagte Einhard.
"Haben
wir das nötig?" fragte der Dicke.
"Wir
haben", sagte Einhard, "und Sie erst recht. Es sind Ihre
Leute, die den Plan gemacht haben, Dr. Rollinger."
"Nicht
meine Leute", korrigierte Rollinger. "Ich war es. Das
ist ja das Problem."
"Wieso?
Haben Sie einen Fehler gemacht?"
"Der
Plan ist in Ordnung. Die Aktion ist es nicht."
"Wir
verdienen schnelles gutes Geld. Was sollte daran falsch sein?"
"Reden
Sie keinen Blödsinn, Einhard. Wir wissen, daß wir uns strafbar machen.
Es mag schnelles Geld sein, gutes ist es mit Sicherheit nicht! Wir
führen uns auf wie die Mafia! Verladen bei Nacht und Nebel. Schicken
eine Tarnfuhre auf die Straße! Und eine Stunde später folgt die echte,
wenn die Polizei sie unbehelligt läßt! Wohin soll das noch führen?"
"Und
dann erfinden wir auch noch großartige Codewörter!" stichelte
Einhard. "Pollux! Da kommt ganz bestimmt keiner drauf, was es
wirklich ist."
Rollinger
war zu aufgebracht, die Ironie zu bemerken. "Das ist nicht von
mir", sagte er. "Zu albern. Aber die Aktion Pollux ist
absolut nicht albern. Sie ist brandgefährlich!"
"Nun
übertreiben Sie mal nicht", Einhard versuchte ihn zu beruhigen.
"Sie dürfen nicht alles glauben, was in der Presse steht. Polizisten
verstrahlt, weil sie nebenher gelaufen sind! Wir gehen täglich mit
dem Zeug um, und bei uns gibt es nicht einen einzigen Kranken! Nicht
einen!"
"Ich
meine doch nicht die Strahlungsschäden!" Rollinger schüttelte
den Kopf. "Castor-Transporte sind verboten..."
"Nur
zeitweilig", warf Einhard ein.
"Oder
für immer. Das ist ohne Belang. Verbot ist Verbot. Wenn wir erwischt
werden, wandern wir ins Gefängnis."
"Aber
wir können uns wenigstens teure Anwälte leisten", stichelte
Einhard.
"Haben
Sie denn keine Angst, Einhard?"
"Ohne
Risiko ist das Leben langweilig. Ihre Einwände kommen ein paar Wochen
zu spät."
"Ich
weiß." Rollinger wandte sich zum Fenster und starrte hinaus.
"Haben
Sie die Bedenken Ihrem Vorstand vorgetragen?"
"Natürlich
habe ich das. Daraufhin wurde ich mit der Organisation beauftragt."
"Und
warum haben Sie nicht gekündigt?"
Doktor
Rollinger starrte schweigend auf den Hof.
"Übrigens
sind das gar keine Castor-Behälter", fiel Einhard ein.
"Ich
weiß. Um so schlimmer. Ich halte das ganze Unternehmen für eine kurzsichtige
Fehlentscheidung."
Verächtlich
kräuselte Einhard, der Leiter des Zwischenlagers, den Mund. Es hatte
keinen Sinn, mit diesem Waschlappen zu diskutieren. Er sagte, er werde
den ersten Fahrer auf den Weg schicken, und verließ das Büro.
Durch das
Fenster beobachtete Rollinger die Abfahrt. Ihm war übel. Er wollte
nur noch ins Bett und die Decke über den Kopf ziehen, aber er mußte
noch eine ganze Stunde in Einhards ungastlichem Büro ausharren. Bis
zum eigentlichen Transport.
Beobachtet
wurde die Abfahrt auch von der anderen Seite. Die drei auf dem Baum
klapperten vor Kälte, doch der Mann mit dem Fernglas blieb wachsam.
"Es
geht endlich los", meldete er.
"Sicher?"
fragte der Anführer.
"Ganz
sicher. Der Wagen mit der Ladung fährt in Richtung Tor. Das Tor wird
geöffnet..."
"Dann
los!"
Alle drei
setzten sich gleichzeitig in Bewegung. Der Baum schwankte, der mit
dem Fernglas versuchte, sich an einem Ast festzuhalten. Die klammen
Hände rutschten ab, er fuchtelte in der Luft herum, nun rutschten
auch die Füße, er glitt aus, warf die Arme um einen Ast, doch da die
Füße bereits in der Luft hingen, trug der das Körpergewicht nicht
und knackte weg. Der Mann schrie, als er stürzte, vorbei an dem anderen,
der direkt unter ihm gestanden hatte, direkt auf den Anführer zu,
der versuchte, ihn festzuhalten. Doch auch dessen Hände waren klamm,
sein Körper erstarrt, die Bewegungen zu langsam. Er berührte den vorbeistürzenden
Mann, bekam nicht mal einen Zipfel des Mantels zu fassen.
Der Fall
wurde durch eine Astgabel gebremst, auf die der Mann mit dem Kreuz
traf. Die Wucht war groß genug, es ihm zu brechen. Er rutschte weiter,
fiel mit dem Kopf zuerst auf den Waldboden.
Die beiden
anderen kletterten schnell hinab und standen kaum später neben ihrem
Kameraden als die beiden, die auf dem Boden gewartet hatten. Der Schrei
war längst verstummt, doch gellte er allen noch immer in den Ohren.
Der Anführer beugte sich über die verkrümmt auf dem Boden liegende
Gestalt und schaltete seine Taschenlampe an. Blutiger Schaum stand
vor dem Mund des Gestürzten. Die Augen standen weit offen. Er wollte
noch etwas sagen, aber mehr als ein Blubbern brachte er nicht zustande.
Der Anführer schloß ihm die Augen und schaltete die Taschenlampe aus.
Er wollte nicht, daß seine Leute sein Gesicht erkennen konnten. Denn
zum ersten Mal bei dieser Mission, ja, zum ersten Mal in seinem ganzen
Leben, war er vollkommen fassungslos. Soeben hatte er bei der geheimsten
und wichtigsten Mission, die ihm jemals übertragen worden war, durch
einen lächerlichen Unfall den einzigen Mann verloren, der der Landessprache
mächtig war.
Sie nahmen
den Toten mit, nicht nur aus Gründen der Pietät. Wurde die Leiche
unter dem Baum gefunden, wußte die Polizei sofort, was er beobachtet
hatte. Das wäre zwar vermutlich zu spät, etwas zu verhindern, doch
würde die Aufklärung erleichtert werden.
Die Leiche
wurde im Kofferraum des gemieteten VW Polo verstaut, der in einem
Waldweg geparkt war, vor zufälliger Entdeckung geschützt, doch nah
genug, um den Wagen notfalls zur Straße schieben zu können, falls
er sich auf dem schlammigen Sandweg festfuhr. Der Anführer setzte
sich selbst ans Steuer. Sein Gesicht strahlte nur noch Entschlossenheit
aus, und das entsprach seinem Gefühl. Von jetzt ab würde nichts mehr
schiefgehen, das wollte, ja, das wußte er. Der Laster war längst außer
Sicht, doch nahmen sie an, daß er zur Autobahn fuhr, zur A 81, die
lag am nächsten. Und um diese Zeit waren auf den Bundesstraßen nicht
viele Fahrzeuge unterwegs. Falls der Mann mit dem Fernglas die Zulassungsnummer
erkannt haben sollte, hatte er das Geheimnis mit in den Kofferraum
genommen, in dem er zusammengeknautscht lag. Doch hatte er ihnen gesagt,
was deutlich lesbar an der Fahrertür stand: Spedition Ohlhammer, Hamburg.
Bereits
nach fünf Minuten überholten sie den Wagen und vergewisserten sich
im Vorbeifahren, daß die Aufschrift stimmte. Im nächsten Ort hielten
sie am Straßenrand und ließen sich überholen. Die Zeit zum Handeln
war noch nicht gekommen.
Drei Stunden
später, sie hatten auf der A 7 gerade Würzburg passiert, blinkte der
LKW rechts und fuhr auf einen Rastplatz. Fast hätten sie es übersehen,
weil ihr Sicherheitsabstand sehr groß war. Natürlich folgten sie ihm,
mußten ihn aber überholen, weil er gleich vornan parkte. Sie stellten
sich auf einen der für PKW vorgesehenen Stellplätze und beobachteten,
was der Fahrer tat. Er stieg aus, ging ein paar Schritte ins Dunkel
und stellte sich an einen kleinen Baum. Dann kehrte er in seinen Wagen
zurück, stieg ins Fahrerhaus, schaltete das Licht ein und kramte herum,
bis er sein Freßpaket gefunden hatte. Er trank Kaffee aus dem Deckelbecher
seiner Thermosflasche und aß einen Hotdog oder etwas Ähnliches; so
genau konnten sie es nicht erkennen. Dann schaltete er das Licht aus,
fuhr aber nicht ab, sondern rauchte eine Zigarette.
Die vier
Männer im Wagen schwiegen. Sofern jemand sie beachtete, nahm er sicher
an, daß sie schliefen. Der Anführer brauchte lange, ehe er sich zum
Handeln entschloß. Die Gelegenheit schien günstig, nur war der Parkplatz
nicht leer. Fünf Lastkraftwagen und fast ein Dutzend PKW standen dort,
und nicht alle Insassen schliefen. Die Autobahn war nah, ständig fuhren
Autos mit blendenden Scheinwerfern vorbei. Außerdem hatten die Deutschen
die unangenehme Marotte, ihre Rastplätze zu beleuchten. Ab und zu
kam ein neuer Parker, oder einer der Parkenden fuhr weiter. Wenigstens
hatte der Verfolgte nicht an einem Rasthof gehalten. Da wäre es noch
heller und noch belebter gewesen.
"Zu
zweit", sagte der Anführer und deutete auf den Beifahrer. Gerade
als sie aussteigen wollten, traf ein weiterer LKW ein. Er fuhr vorbei
und hielt am vorderen Ende das Platzes. Der Fahrer stieg aus und pinkelte
an seinen Reifen. Die Männer im Polo warteten, bis er wieder zu seiner
Kabine ging.
"Jetzt!"
sagte der Anführer. Entschlossen stiegen sie aus, liefen zum LKW.
Der Anführer riß die Fahrertür auf, stieg auf den Tritt und drückte
dem verblüfften Mann eine Pistole an die Schläfe.
"Keine
Bewegung! Kein Wort!" sagte er englisch. Trautmann verstand
ihn nicht, doch die Pistole war deutlich genug.
"Rutschen!"
Da dem Kommando eine eindeutige Geste fehlte, blieb Trautmann sitzen
und wartete auf eindeutigere Anweisungen. "Rutschen!"
Was konnte
der Ausländer schon wollen! Trautmann griff nach seiner Brieftasche.
Der Anführer sah die Bewegung und schlug ihm die Pistole ins Genick,
trotz des fehlenden Schwungs mit solcher Wucht, daß Trautmann sofort
das Bewußtsein verlor. Der Anführer schob ihn auf die Beifahrerseite
und stieg endlich ein. Sein Begleiter wollte ihm gerade folgen, als
er von hinten angesprochen wurde.
"Was
ist denn hier los?"
Er verstand
die Frage nicht, fuhr herum, drückte ihm sofort die Pistole an die
Stirn. Zur gleichen Zeit wurden dem Deutschen von hinten zwei Pistolen
in die Nieren gedrückt. Die beiden im Polo hatten ihn zu spät bemerkt,
waren aber gerade noch rechtzeitig eingetroffen, um Aufsehen zu vermeiden.
"Get
on the truck! Quiet!" zischte der Polobeifahrer.
"Einsteigen?"
fragte der Deutsche, der ein paar Worte englisch verstand.
"Get
on!" wiederholte der Ausländer.
Der Deutsche
stieg ein, der Ausländer folgte und zog die Tür hinter sich zu. Die
beiden anderen suchten den Schatten eines Baumes
Für vier
Personen, von denen eine auf der Sitzbank lag, war die Fahrerkabine
zu eng. Sie drängten sich aneinander, die Pistolen drückten in den
Bauch des Deutschen, der schwitzte und nicht wagte, sich nach dem
Befinden des Bewußtlosen zu erkundigen.
Auch die
Bewaffneten hatten keine Frage. Sie starrten ihn finster an. Das unbehagliche
Schweigen dauerte eine Minute, die dem Bedrohten wie eine Ewigkeit
erschien.
Endlich
fragte ihn der Anführer auf englisch, ob er den Wagen fahren könne.
"Das
ist nicht meiner", antwortete der Mann.
"Das
war nicht dir Frage. Kannst du den Wagen fahren?"
"Ja."
"Dann
fahr ihn."
"Ich
habe selber..."
"Fahren!"
"Wohin?"
"Fahren!"
Er drehte dem Bewußtlosen die Arme auf den Rücken, legte ihm Handschellen
an und verklebte ihm den Mund mit Heftpflaster. Dann setzte er sich
auf seinen Rücken.
"Fahren!"
ordnete er noch einmal an.
Der Zündschlüssel
steckte, der Mann startete und fuhr los. Die beiden anderen stiegen
in den Polo und folgten dem Laster. Daß der Container, den sie gestohlen hatten,
leer war, wußten die Entführer nicht. Auf dem Parkplatz blieb ein
LKW zurück. Er stammte ebenfalls von der Spedition Ohlhammer, was
in kleinen Buchstaben an der Kabine stand, doch achtete niemand darauf.
Seine Fracht war ein unbeschrifteter grauer Container, der einen kleineren
Container von Castor-Qualität verbarg. Dessen Ladung: Strahlender
Atommüll. Wenigstens hatte der Fahrer die Tür abgeschlossen.